Die Nacht hielt so einige Überraschungen für sie bereit. Anton hat 7 Stunden am Stück geschlafen ohne aufs Töpfchen oder an die Brust zu wollen und die Temperaturen sanken auf 8 Grad runter. Brrrrrr. Am Morgen scheint die wärmende Sonne durch die Fenster auf ihre Kopfkissen und kitzelt ihre eiskalten Nasen. So wird man doch gerne geweckt.

Am Vormittag machen sie einen 2,5 stündigen Spaziergang um einen achtförmigen Gletschersee durch den Wald, der hauptsächlich aus schwindelerregenden Tannen und Fichten besteht. Ein Typ mit asiatischen Aussehen stolpert eine Holztreppe hinunter, Anton pickelt in ein Waschbecken und sieht super aus in seiner Wollmütze, die ihm Claudia gestrickt hat, Anna beißt sich derbe auf die Zunge als sie im Gehen einen Schokokeks mampft. Sie sind überrascht wie touristisch dieser National Park ist. Aber ja, hier befindet sich auch der höchste Berg Montenegros und es gibt unüberschaubar viele Wandermöglichkeiten. Mehr Sonne wärmt ihre Körper und hebt die Stimmung. Nichtsdestotrotz wollen sie wieder ins Tal fahren.

Sie packen ihre Sachen schnell zusammen, denn Anton schläft bereits in Annas Armen. Hoppla hopp geht’s los. Ihr Ziel ist ein Zeltplatz in der Tara Schlucht am Tara Fluss. Kurvig geht es bergab von 1500 Meter auf 700 Meter, vorbei an einer wunderschönen Bogenbrücke, die über die Schlucht führt, und hinein in die Tiefen der Schlucht. Hohe grauweiße Felsen rahmen den eisblauen Fluss ein. An den Felsvorsprüngen und am Kamm entlang wachsen Kiefern senkrecht in die Höhe. Philipp wundert sich wo der Zeltplatz wohl liegt, denn es gibt doch gar keinen Platz dafür. „Hast du den Laptop eingepackt?“, fragt Philipp. „Ich dachte, dass du ihn eingesteckt hast.“, sagt Anna. Sie schaut nach und ja einer der beiden Laptops fehlt. Der hängt noch an der Steckdose am Campingplatz in Ivan Do. „Verdammte Scheiße!“, bricht es aus ihr heraus. Philipp dreht sofort um. Sie müssen den ganzen Weg zurückfahren. Der Laptop ist noch da, keiner hat ihn weggenommen und es hat auch nicht geregnet. Nun fahren sie die Strecke ein drittes Mal. Die Schlucht ist immer noch beeindruckend schön. Auf der halben Strecke durch die Schlucht übernachten sie auf einem kleinen Campingplatz, der einige Meter über dem Tara-Fluss auf einer Wiese liegt. Die Toiletten und Duschen sind sehr modern und sauber, ganz ungewohnt nach den letzten Übernachtungsmöglichkeiten.