Drei Nächte haben sie auf dem Campingplatz verweilt. In diesen Tagen haben sie sich erholt, Wäsche gewaschen, sich selbst gewaschen, gelesen und über ihr zukünftiges Leben philosophiert. Jetzt soll es aber endlich weitergehen. Also ab in den zum Weltnaturerbe gehörenden Plitvička National Park, einer der beliebtesten Ausflugsorte für Touristen, auch in der Nebensaison. Und so ist es auch. Der Park ist voll: voll mit Wasser, voll mit Menschen, voll mit Koreanern. Alle knipsen mit ihren Smartphones und Iphones um die Wette – die Wasserfälle, die Fische, die im glasklaren Wasser schwimmen, die dunkelblauen Libellen, die zwischen den hellgrünen Pflanzen herumfliegen oder auf großen aufgefächerten Blättern sitzen, und natürlich sich selbst, mit und ohne Wasserfall, alleine oder zusammen mit ihren Mitreisenden. Anna und Philipp hören häufig ein „Oooooh“ während sie durch den Park spazieren. Es ertönt immer dann wenn sie an einer Gruppe koreanischer Touristen vorbeilaufen, die sich vor Neugierde kaum zügeln und ihre Nase tief in die Trage stecken um Anton sehen zu können.

Da sind bei so manch einer koreansischen Frau oder koranischem Mann die märchenhaften Wasserfälle, die sich ihren Weg über nacktes Gestein, durch die Wälder zwischen Moosteppiche, Gräser und Sträucher hindurch bahnen, schnell vergessen. Jeder Wasserfall – und es sind so einige – stürzt hinunter in türkisblaues Wasser, welches mit Leben gefüllt und so klar ist, dass Mensch bis zum Grund schauen und jedes Detail im Wasser sehen kann. Baden verboten. Schade. Es ist so verlockend sich in dieses leuchtende Blau hinein zu katapultieren. Philipp und Anna starten entspannt und erwarten, dass sie nicht weit kommen werden. Nichtsdestotrotz würden sie natürlich gerne die große Runde durch den Park gehen, so dass sie alle Wasserfälle sehen können.

Anton hängt auf Philipps Schulter und beobachtet seine Umgebung ohne einen Ton von sich zu geben. Wenig später schläft Anton in der Trage. Nagut. Dann weiter. Anna stillt ihn auf der kurzen Bootsüberfahrt. Am ersten Stop hält Philipp Antons Popo in die Natur und er kackt auf eine Baumwurzel – mal wieder grandioses Timing. Zurück auf der Schulter von Philipp, schaut er weiterhin zufrieden von oben auf die Dinge und Menschen, die an ihm vorbeiziehen. Und wieder zurück in der Trage schaffen sie es die große Runde zu laufen und mit zügigem Schritt vor dem nächsten Quängeln am Bus anzukommen. Was für ein erfolgreicher und wunderschöner Tag. Sie sind 16 km gelaufen und haben sich an einem außergewöhnlichen National Park satt gesehen, sowohl an Touristen als auch an Seen und Wasserfällen.

Sie finden einen Schlafplatz abseits der Straße, zwischen Feldern und einer Ruine. Es scheint perfekt versteckt zu sein. Hier wird sie mit Sicherheit keiner stören, außer vielleicht diese daumengroßen angesteinflössenden Hornissen. Sie kochen seelenruhig, essen und putzen sich nach dem sie Anton ins Bett gebracht haben die Zähne. Kurz bevor sie den Zahnpastarest ausspülen können, kommt ein Auto die Straße entlang gefahren und fährt auf sie zu. Die Scheinwerfer leuchten sie an. Polizei. Uff. Zwei große, unfreundliche und starre Gesichter schauen in ihren Bus hinein. Philipp sagt, dass sie weiterfahren und hier natürlich nicht übernachten werden. Wer würde denn auf so eine Idee kommen. Seine Papiere werden verlangt und die Daten mit der Zentrale abgeglichen. Die Polizei fährt weg. Ok. Nichts wie weg hier. Sie fahren zu einem in der Nähe liegenden ausgeschilderten Campinglatz. Wildcampen ist ihnen im Moment einfach zu heikel. Auf dem Weg dorthin, kommen sie noch einmal an den beiden Polizisten vorbei, die an der Kreuzung anscheinend auf sie gewarten haben. Puh.