Sie sind zwei Nächte auf dem überteuerten Campingplatz geblieben, da sie die zwei Tage zu vor so viel Auto gefahren sind. Da es zu heiß an der Küste ist, wollen sie weiter nach Mazedonien, sich in die Berge zurückziehen und sich langsam in Richtung Norden vorwagen.

Sie fahren über Elbasan, wo es einen schönen Bauernmarkt geben soll, auf dem Anna gerne einkaufen gehen würde. Daraus wird leider nichts denn ein Platzregen kommt dazwischen. Die dunklen Wolken, der Regen geben zusammen mit großen verlassenen Industrieanlagen, die verrostet am Stadtrand stehen, der Stadt Elbasan ein dreckiges Aussehen. Ihr nächster Halt ist Librazhd, wo sie an einem kleinen Stand Gemüse und Ost einkaufen. Die junge Tochter der Besitzerin, die Anton verzückt in die Wange knufft, wiegt sehr engagiert die Ware ab, die Philipp zu ihr hinträgt, und achtet aufmerksam darauf, dass die einzelnen Produkte keine Plastiktüte sehen. Das restliche albanische Geld geben sie für Diesel aus. An der Tankstelle müssen sie Anton in den Schlaf schuckeln und dürfen sich in dem Büro des Tankstellenwarts aufhalten. Die Arbeiter bieten den Beiden kaltes Wasser an. All diese herzlichen Begegnungen erfüllen Anna mit einem guten Gefühl.

Sie fahren das westliche Ufer des riesigen Ohridsee in südlicher Richtung entlang. Fischverkäufer und 20 Km/h Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder säumen die Straße. Keiner fährt hier 20 Km/h. In Pogradec machen sie erneut eine Pause, trinken einen Kaffee und unterhalten sich mit zwei Albanern, die Deutsch sprechen und demnächst nach Berlin gehen um für Vapiano als Pizzabäcker zu arbeiten. „Albanien ist korrupt. Das Gesundheitssystem ist schlecht. Und es gibt keinen Urlaub.“, antworten sie auf Philipps Frage warum sie auswandern wollen. Die gleiche Antwort hatten Anna und Philipp bereits von einem anderen Mann gehört, der seit sieben Jahren in Deutschland wohnt und dort zwei Geschäfte führt.

Der Grenzübergang ist sehr klein und strahlt eine gewisse Gemütlichkeit in der Abendsonne aus. Wald, Berge und der Ohridsee begrüßen sie. Den ersten Campingplatz, der ausgeschildert ist, fahren sie an und buchen sich für zwei Nächte ein. Es ist wild: hohes Gras steht zwischen den Bäumen, kaputte mit Gräsern überwucherte Gehwege führen zu den Sanitäranlagen, der Boden ist nass und matschig, die Bäume stehen kreuz und quer, alte kleine Wohnwagen stehen leer auf der Wiese und verfallen, das große Restaurantgebäude muss schon seit Jahren geschlossen sein und der Müll quillt über die Ränder der Mülltonnen. Top Anlage. Im Hintergrund des Szenarios leuchtet der Ohridsee hellblau und liegt ruhig im Schatten der Berge.