Es erwartet sie eine zweistündige Fahrt mit der Fähre über einen schmalen Stausee, der sich kurvenreich durch das Tal zieht. Bevor sie ihr Auto auf die Fähre manövrieren, fahren sie durch einen Tunnel, in dem es durch die Fährbeladung stockend voran geht. Hinter ihnen werden die Autotüren aufgerissen und junge Albaner springen heraus, die zu ihrer Musik, die den gesamten Tunnel beschallt, tanzen und singen. „Geil!“ sagt Anna, steigt aus und tanzt zusammen mit den Leuten, die verblüfft sind und sich mega über Annas Tanzeinlage freuen, bis die Fahrt weitergeht. Grandios! Auf der Fähre geht es weiter: Oben auf dem Deck singen albanische Frauen ein Lied nach dem anderen. Anna nimmt Anton und gesellt sich dazu. Ein Mann zückt seinen Laptop und spielt Musik. Keiner kann sich länger auf den Plastikstühlen halten. Es wird getanzt und gesungen. Jung und Alt. Und Anna mit Anton auf dem Arm mitten drin.

Anton ist völlig erschlagen nach dieser Aktion und schläft die nächsten zwei Stunden bei Anna in der Trage. Anna und Philipp schauen sich die Landschaft an, essen Kekse und unterhalten sich mit anderen Deutschen, die sie auf der Fähre treffen. Darunter ist eine Familie mit drei Kindern, die ihnen empfehlen auf Sizilien zu überwintern anstatt im regenreichen Griechenland. Bleiben sie vielleicht den Winter über auf Sizilien?

Als sie anlegen, wacht Anton auf. Sie fahren weiter bis nach Valbonë. Der Weg dorthin ist von rotbraun gefärbten Hängen, die mit dunkelgrünen Büschen geschmückt sind und sich später in hohe schroffe grauweiße Felsen verwandeln, geprägt. Der eisblaue Valbonë Fluss fließt an riesigen Findlingen, die in seinem Flussbett liegen vorbei, und windet sich parallel zur Straße durch die Landschaft bis er weiter im Oberlauf fast komplett im Untergrund verschwindet und ein breites steiniges Flussbett hinterlässt. Zwischendurch fahren sie an grünen leicht gewellten Hügeln, auf denen gelbgrüne Wiesen wachsen, vorbei, und als sie durch eine Allee fahren hat Anna kurz das Gefühl sie wäre in Brandenburg. Immer wieder müssen sie langsamer fahren, anhalten oder einen kurzen Schlecker machen, weil Rinder gedankenverloren auf der Straße stehen und sich nur mühsam von der Stelle bewegen.

„Ich möchte gerne einen Platz direkt am Fluss finden, der schattig ist und wo am besten eine Wanderung losgeht“, murmelt Philipp bei der Fahrt. Sie halten die Augen auf. Kurz vor der Ortschaft Valbonë überqueren sie eine kleine Brücke und halten an einem Weg. Sie haben direkten Zugang zum Fluss, um sie herum sehen sie Berge, es gibt Wind und Schatten und nachdem sie einige Wanderer gesehen haben, wissen sie das hier auch ein lohnender Wanderweg los gehen muss.