Die letzte Wanderung ist nun inzwischen vier Wochen her. Nun sollen die Beinmuskeln wieder aktiviert werden und sie zur Mkheri Church auf 2500 Meter bringen. Die Kirche ist nur Nebensache. Eigentlich geht es um den 360 Grad Blick, den Mensch von dort aushat: Alle Gipfel des Kaukasus Gebirges und 17 Gletscher können gesehen werden. Wahnsinn! Leider müssen sie dafür 1300 Höhenmeter auf einer fünf Kilometerstrecke überwinden. Das bedeutet im Durchschnitt – nach Philipps Rechnung – eine Steigung von 26%. Holla, die Waldfee. Ob sie das schaffen? Philipp zweifelt daran und Anna will es unbedingt.
Auf dieser Wanderung werden sie die Kraxe einweihen. Ein Dorfbewohner geleitet sie zur Quelle mit dem Zauberwasser. Danach sind sie auf sich gestellt. Sie überqueren den rasant fließenden Fluss Enguri, und überholen eine andere deutsche Familie, die mit zwei Pferde und einem Führer, die Wanderung angehen. Anton schläft in der Bauchtrage, während Anna und Philipp zügig die ersten Hundert Höhenmeter durch einen matschigen Graben meistern. Nach der ersten Pause mit Anton kommen die Reiter an ihnen vorbei „Ihr seid aber zügig unterwegs“.
Nachdem sie ein paar Kekse gesnackt haben, stecken sie Anton behutsam in die Kraxe. Er gibt kein Ton von sich. Als Philipp die Kraxe hochhebt und auf seinen Rücken schwingt, macht Anton sein erstauntes Kussmundgesicht. Neue Perspektiven eröffnen sich für den kleinen Entdecker. Es geht stetig steil bergauf. Anton wird schnell müde vom gucken und wird nach vorne verfrachtet. Die nächste Pause machen sie schon knapp unter 2000 Metern. Anna ist voller Hoffnung, dass sie es schaffen. Bisher sind sie nur durch Wald gelaufen. Das ist doch nichts für eine ordentliche Wanderung. Der Marsch geht weiter und der Wald wird immer schöner, was Anna aber erst so richtig auf dem Rückweg auffällt. Die Bäume werden niedriger und lichter. Die ersten Blicke auf die Berge werden frei. „Wir haben es bald geschafft, Anna“, quetscht Philipp aus sich heraus. Beide schnaufen. „Ich kann nicht mehr“, jammert Anna, die sich schritt für schritt hoch quält. Die allerletzten Höhenmeter laufen sie über eine Wiese mit orangeblühenden Krokussen. Und um sie herum erscheint ein Gipfel nachdem anderen. Sie staunen und sind überwältigt. Leider müssen sie den Rückmarsch nach nur kurzer Zeit oben antreten, denn es ist schon spät und sie brauchen mindestens drei Stunden zurück. Am Ende der Wanderung haben sie eine komplette Kekspackung und in ihr Mittagessen aufgegessen. Das ist noch nie passiert und der Indikator für die wahnsinnige Anstrengung.