Am nächsten Morgen entdecken sie, dass es neben dem Motel eine Einkaufspassage gibt. Gut dann können sie wenigstens vernünftig auf Toilette gehen ohne etwas wegdrücken zu müssen. Nachdem Toilettengang und einem spontanen Hosenkauf, schläft Anton ein und die Fahrt kann weitergehen. Anders al gedacht, halten sie nicht in Plovdiv an, obwohl ihnen einige Bulgaren diese Stadt empfohlen hatten, denn Anton schläft noch. Und er schläft auch noch für eine weitere Stunde. Anna und Philipp schweigen und kommunizieren still mit Handbewegungen. Anna hofft, dass Anton bald wach wird, denn sie hat schon richtig Hunger. Als es dann soweit ist, fahren sie von der Autobahn runter und parken an einer Kreuzung im Schatten. Sie essen, spielen mit Anton, fotografieren eine sehr große Eidechse und kaufen eine Wassermelone am Obststand, der vor ihrem Auto aufgemacht hat. Nachdem der Verkäufer die Wassermelone gewogen hat, fragen sie ihn ob sie Anton da mal rauf setzen können. Er lacht und bejaht. Acht Kilogramm bringt der kleine Mann mit seinen fast sieben Monaten auf die Waage.
Anton schläft nach dieser Aktion friedlich bei Philipp im Arm ein und wird von ihm in den Sitz verfrachtet. Es ist kaum zu glauben aber er schläft noch einmal anderthalb Stunden und die kleine Familie überwindet überraschenderweise mehr Kilometer als sie erwartet hätten. Sie erreichen Burgas, die erste Stadt am Schwarzen Meer. Sie fahren weiter bis Anton schließlich irgendwo hinter Burgas wach wird. Spontan schauen sie sich eine der riesigen Hotelanlagen an. Es ist luxuriös. Das Gelände ist in verschiedene Komplexe eingeteilt, es gibt Einkaufsläden und einen Bankautomaten. Ein Dorf im Dorf. Sie gehen an einem Marktstand einkaufen und etwas essen aber leider nicht besonders gut. Während sie essen, macht Anton Rabatz. „Er muss pinkeln oder er hat schon gepinkelt“, sagt Anna trocken. Sie selbst muss auch mal. Also setzt sie sich zusammen mit ihm auf die Toilette. Sie sitzt etwas weiterhinten, damit Anton, der mit dem Rücken an Annas Bauch lehnt, nicht über die Klobrille hinausschießt. Sie pullert. Als Anton tatsächlich los strullt, muss Anna lachen. Sie hätte nicht gedacht, dass das funktioniert. Direkt nachdem essen, schläft Anton ein und sie erreichen an diesem Tag noch ihren favorisierten Campingplatz. Als sie ankommen, kommt ihnen der Besitzer schon entgegen. Das war schon einige Male so und nie ein schlechtes Zeichen. Diesmal ist das anders. Der Campingplatz ist voll. Es ist High Season. Ach ja stimmt. Er gibt ihnen den Hinweis im Süden vom Campingplatz im Wald zu übernachten. Ein junger blonder Mann hatte der Unterhaltung gelauscht und kommt auf sie zu nachdem der Campingplatzbesitzer weg ist. „Ja da unten stehen noch andere und campen wild“, erzählt er. Es gibt auch eine Dusche am Strand. „Genau dafür wollten wir auf einen Campingplatz. Wir haben unsere Campingdusche vergessen aufzufüllen“, erzählen sie über sich selbst lachend. Anton sitzt in seinem Sitz und strahlt über beiden Backen. Wunderbar. Die Stimmung ist gut trotz der Planänderung. Sie fahren also etwas zurück und biegen in eine holprige Straße ein, die parallel zur Küste verläuft. Dann nochmal links abbiegen. Schon an der Gabelung sehen sie die ersten Camper. Bulgaren. „Die haben sich ja ganz gut eingerichtet!“, witzelt Philipp während er den Bus um die tiefen Löcher herumführt und ihn haarscharf an den Straßengräben vorbeiführt. Bevor sie noch weitere Schluchten, die sich in die Straße gefressen haben, überwinden, gehen sie zu Fuß und schauen sich die Sache etwas genauer an. Links und rechts vom Weg stehen Autos, sitzen Menschen auf Campingstühlen und flattern Zelte und Sonnensegel im Wind, der für angenehme Temperaturen sorgt. Fast jede Bucht ist belegt. Die die nicht belegt sind, werden als Toilette von den – so wie es aussieht – Dauercampern benutzt. Selbst am Strand wurde große Zelte mit stark stabilisierten Sonnensegel, die großflächigen Schatten spenden, aufgebaut. Bulgarian hippie life style. Sie parken ihren Bus an einer Stelle, die für die Nacht ok ist. Tagsüber wird die Sonne auf ihren Bus knallen und ihn in eine Sauna verwandeln. Die Nacht bricht ein und es wird so dunkel wie schon lange nicht mehr. Gute Nacht.
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