Der Tag ist gekommen. Sie fahren weiter. Bevor sie losfahren, sieht Anna am frühen Morgen auf dem Weg zur Toilette den Aragaz am Horizont zwischen den Bäumen durchblitzen. Was für ein Vulkan! 4092 Meter ragen ungehemmt mit einer weißleuchtenden schneebedeckten Spitze empor. Sie sehen ihn noch eine ganze Weile bis sie hinter Yerevan Richtung Süden den Schildern nach Meghri folgend fahren.
Die Straße ist wie schon seit dem Grenzübergang Georgien-Armenien immer noch richtig beschissen. Sie schleichen und holpern mit 40 Km/h über den löchrigen und mehrfach schlecht ausgebesserten Flickenteppich, der sich Straße nennt. Dafür öffnet sich eine Landschaft vor ihnen wie sie sie noch nicht gesehen haben. Nach Armash, wo Aquakulturen betrieben werden und am Straßenrand nur Fisch verkauft wird, zeigt sich eine Berglandschaft mit Hügeln, die mit braungrauer Erde, auf der fast gleichfarbige Büsche und gelbe Gräser wachsen, bedeckt sind. Bevor sie die Straße nach oben schickt, kommen sie an zahlreichen Ständen mit Wassermelonen vorbei sowie an getarnten Bunkern. Die Grenze zu Aserbaidschan liegt ganz in der Nähe. Sie fahren hoch bis auf 1800 Meter und wieder runter auf 1200 Meter. Dann machen sie eine Pause, essen, spielen und kaufen Äpfel, die hier überall verkauft werden. Die Landschaft sieht eigentlich sehr karg, trocken und nicht besonders geeignet für den Anbau von Obstbäumen aus. Nichtsdestotrotz haben alle Bewohner kleine Apfelplantagen in den grünen Ebenen.
Sie fahren bis nach Areni wo sie von der Hauptstraße nach Novarank abbiegen. Sie sind wahnsinnig überrascht und staunen mit offenen Mündern als sie eine schmale Straße, die durch eine Schlucht mit senkrechten im Abendlicht rotleuchtenden Wänden, entlangfahren. Weiter hinten öffnet sich die Schlucht was die Landschaft nicht minder schöner macht. Sie fahren bis hoch zum Novarank Kloster von wo sie einen weiten Blick in das grüne Tal, über die gelben Wiesen und auf die senkrecht stehenden roten klippenartigen Felsschichten haben. Während die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet, singen vier Männer von einem hohen Felsen. Ihre Stimmen tönen durch das gesamte Tal, so auch ihr Lachen als sie falsch singen.
Die kleine Familie zieht sich bevor es dunkel wird zurück. Sie finden einen kleinen Picknickplatz unterhalb des Klosters. Ein Bach rauscht. Die Felsen leuchten stechend rot. Grüne Bäume im Vordergrund vervollständigen das Farbenspiel. Als die Nacht hereinbricht, fallen ihre Augen schnell zu.