Anna möchte am liebsten zum Sonnenaufgang an der Kirche sein. Davon kann sie Philipp nur leider nicht überzeugen. Komisch. Als sie aufwacht, ist der Himmel bedeckt. „Das wird wohl nichts“, denkt sie sich. Anna muss kacken und läuft zum Café am Eingang des Parkplatzes. Die beiden Männer, die sie dort antrifft, sind wortkarg und reagieren lethargisch und nur mit Handzeichen auf ihre Fragen. Eigentlich hätte sie einen Larit zahlen müssen. Stattdessen bekommt sie einen Kaffee vor die Nase gesetzt. Sie sitzt dem etwas dickeren Mann gegenüber, denkt an Anton und Philipp, an den Berg, der sich vielleicht noch zeigt, und trinkt den Kaffee höflich schnell aus. Als sie rauskommt, strahlt der Himmel ihr blau entgegen. Sie rennt sofort los. Philipp sieht sie und lacht. „Jetzt. Wir müssen jetzt mit der Drohne fliegen!“, schreit sie aufgeregt als sie die Bustür aufreißt. Philipp hatte genau das gleiche im Kopf, konnte nur leider nichts vorbereiten, da er mit Anton noch auf dem Topf saß. Es geht los. Anna kümmert sich um Anton und Philipp macht die Drohne Start klar. Sie fliegen los. Genau so wie am Tag zu vor. Sie quietschen vor Freude und Begeisterung als sie den Kazbegi in seiner vollen Größe, frei von Wolken in ihrem Display sehen.

Jetzt will Anna aber ganz schnell los. „Zähne putzen können wir später.“, sagt sie zu Philipp. „Na gut, dann geh noch auf die Toilette aber mach nicht so ne lange Sitzung wie sonst.“, feuert sie Philipp, der zum wiederholte male genervt stöhnt, an sich zu beeilen. Sie laufen los und sind innerhalb einer halben Stunde oben an der Kirche. Der Berg liegt schon hinter den Wolken. „Ich will morgen nochmal hier hoch“, sagt Anna voller Hoffnung und versucht Philipp davon zu überzeugen etwas früher los zu gehen, am besten direkt nach dem Frühstück. Zurück am Bus ruhen sie sich aus, gehen in das Café, schauen sich die großen Regentropfen an, die gerade vom Himmel fallen, als sie im Café sitzen und informieren sich bei anderen Gästen ob Mensch mit einem Auto ohne Allrad hoch zur Kirche fahren kann. Denn Philipp hatte vorgeschlagen oben an der Kirche zu schlafen um dann kann Anna am nächsten Morgen mit dem Sonnenaufgang aufstehen und sich das Spektakel anschauen.

Der Regen hört auf und sie fahren runter nach Stepantsminda. Sie gehen in einem kleinen Restaurant, fernab von den touristischen Straßen, essen. Es ist eine kleine Küche so wie Mensch sie auch zu Hause hat. Zwei Frauen kochen. Am hintersten Tisch sitzen drei Männer, die mit Anton feixen während er zu ihnen hin krabbelt. Drei Frauen betreten das Restaurant und entdecken Anton, der gerade versucht sich an einem Tischbein hochzuziehen. Das Essen wird serviert und Anna setzt Anton aufs Philipps Schoß, so dass sie ihren Teil der Pizza, nach der sie sich so gesehnt hat, essen kann. Eine der Frauen kommt an ihren Tisch, streckt die Arme aus und macht deutlich, dass sie Anton gerne nimmt so lange sie essen. Und das tut sie auch. Sie beschäftigt Anton bis sie fertig sind und das obwohl er etwas müde und zickig ist.

Nach dem Restaurantbesuch gehen sie zum Markt und kaufen bei einer mürrischen Dame Gemüse und Obst ein. Einen Stand weiter kaufen sie frisch gebackenes Brot gefüllt mit Bohnen, auch Lupiani genannt. Bis sie herausgefunden haben, was Lupiani ist verging eine Weile und brachte so einige Lacher beim Verkäufer hervor, der immer wieder sagte „Lupiani is Lupiani“. Sie gehen zurück zum Auto. „Hast du den Schlüssel?“, fragt Philipp. „Oh Shit!“, flüstert Anna, senkt dabei ihren Kopf und lehnt ihre Stirn an den Bus. Alle Türen sind verschlossen und der Schlüssel liegt drin auf dem Holzstuhl. „Ich geh durch die Dachluke.“, sagt Anna immer noch kopfschüttelnd und fluchend. „Ja das ist einzige Weg.“, stimmt Philipp ihr zu. Sie steigt die Leiter hoch, zieht ihre Schuhe aus, reißt das Mückennetz ab und windet ihren Körper. Beide Beine sind drin, doch bevor sie ihren Arsch durchschiebt, wimmert sie „Ich habe Angst, dass ich stecken bleiben.“ Der Po flutscht durch, dann die Brüste, noch den Kopf zur Seite drehen und drin ist. Sie macht die Tür auf „So etwas passiert mir nicht nochmal“.

Nach dieser stressigen Situation versuchen sie nun die nicht geteerte Straße, die nur von 4×4 Autos befahren wird, zur Gergeti Trinity Church hochzufahren. Steine. Viele Steine. Zahlreiche Schlaglöcher. Geholper. Geholper. Der Bus wackelt. Die Autos, die ihnen entgegenkommen, geben alle Lichthupe und winken sie zurück. Anna ist skeptisch und hat auf die Fahrt keine Lust. Sie läuft lieber 30 Minuten einen steilen Pfad hoch als dass sie sich eine Stunde lang mit dem Auto hochquält. Außerdem ist der Zeitpunkt schlecht gewählt, denn Anton ist müde und kurz davor zu weinen. Philipp ist im Abenteuerrausch und würde es gerne versuchen. Es passt einfach nicht und sie fahren zurück zum Parkplatz. Bevor sie schlafen gehen, sehen sie noch das Feuerwerk vom Fest, was unten in Stepantsminda veranstaltet wird.