Sie fahren gleich früh ohne zu frühstücken in die Stadt, da sie mit Adhi verabredet sind. Anders als verabredet, kommt er zum Kakhelebi Café in dem Anna und Philipp gerade ein paar Kleinigkeiten für das Frühstück bei Adhis Familie einkaufen. „Ich habe mir das schon gedacht. Deswegen habe ich mich beeilt. Kauft nicht zu viel.“, sagt er als er in den Laden stürmt. Als sie in die Wohnung eintreten, riecht es schon lecker nach Pfannkuchen. Alle begrüßen sich herzlich mit Küsschen auf die Wange und einer Umarmung. Sie essen gemeinsam und trinken Tee.
„Heute können wir nicht zur Post. Es ist Sonntag.“, sagt Adhi auf den Vorschlag von Anna jetzt zur Post zu fahren. Er ist ganz verwirrt als ihm klar wird, dass eigentlich Montag ist. Zunächst fahren sie zum Justizzentrum wo sie sich in einen Kasten setzen, der von ihnen Passbilder schießt. Auf dem Parkplatz ist jede Menge los und der Andrang und Druck eine Parklücke möglichst schnell zu finden, ist groß. Adhi muss mehrere Autos, die den Parkplatz, vor dem der Bus von Philipp und Anna schon zum Einparken bereitsteht, belegen wollen, abwimmeln. Die Stimmen werden erhoben, es wird heftig und laut diskutiert, andere Autofahrer hupen wild drauf los und andere geben Lichthupe. Nichts bewegt sich bis der Erste nachgibt, woraufhin alles wieder seine Ordnung findet und sie einparken können. Ungeduld, Dreistigkeit und Respektlosigkeit sind klare Charakteristika des georgischen Fahrstils.
Sie betreten das Justizzentrum. Obwohl die Hölle los ist, kommen sie schnell an ihre Passbilder und können nach einem kurzen Aufenthalt das Gebäude verlassen und zur Post fahren. Dort warten sie. Und warten. Warten. Sie sind dran. Der Brief ist noch nicht da. Es kann noch gut 10 bis 14 Tage dauern. Es ist ja nicht so, dass sie nicht schon drei Wochen auf den Brief warten würden. Die Expresszustellung ist nicht so express wie erwartet. Sie fahren zurück zu Adhis Familie, bekommen eine leckere Suppe zum Mittag vorgesetzt und bleiben noch bis zum Abend bei ihnen. Bevor sie abfahren, erhalten sie ihre Windeln und Bettwäsche, die sie bei den Nachbarn in die Waschmaschine gesteckt hatten, getrocknet und zusammengelegt zurück. Wahnsinn, was für ein klasse Service! Sie fahren zurück zum Lisi See und richtet sich seelisch darauf ein, dass sie noch mindestens eine Woche hierbleiben werden.
Der Morgen bricht an und die Sonne scheint in ihren Bus. Um nicht gleich wieder auf Haferbrei zum Frühstück umzustellen, macht Anna Milchreis mit Kokosmandelmilch und Birnenkompott. Philipps Herz schlägt höher. Für ihren Aufenthalt am Lisi See haben sie sich vorgenommen mit Freunden zu telefonieren. Das ist eine sinnvolle und spaßige Aktivität, die auf ihrer Reise oft zu kurz kommt.
Bevor sie die ersten Telefonate tätigen können, müssen sie noch zur iranischen Botschaft. Wieder einmal steht eine lange Schlange mit aufgeregten, drängelnden und ungeduldigen Menschen vor dem Gebäude. Da die kleine Familie nun schon zum dritten Mal zur Botschaft geht, handeln sie routiniert. Sie lassen sich von den Security Männern durchschleusen, zeigen ihre Pässe vor, geben ihre Tasche ab und betreten das Büro des Botschafters, in dem andere Wartende mit ihrem Sitzfleisch die gemütlichen Sessel wärmen und die Beamten hinter ihren Schreibtischen versuchen organisiert zu wirken. Anton möchte an die Brust daher verlässt Anna mit ihm die Botschaft wieder und geht zurück. Philipp muss sich nun allein durchschlagen. Gar kein Problem. Es dauert nicht lange, bis er mit drei iranischen Visa zu Anna und Anton zurückkommt. Das hat ja schon mal funktioniert.
Sie fahren zurück zum See, gehen ins Lisi Restaurant, wo sie überteuert essen und trinken, und später am Abend mit Laura telefonieren. Anton zeigt sich von seiner besten Seite: Er krabbelt und läuft an der Hand freudig und quietschend vor der Handykamera hin und her.
Am nächsten Tag, gleich am Vormittag, telefonieren sie mit Marius. Außerdem waschen sie die restlichen Windeln, ihre dreckige Wäsche, spielen mit Anton und treffen – wie schon lange nicht mehr – auf zwei Touristen. Natürlich, Deutsche. Die Begegnung ist herzlich und sehr informativ für Anna und Philipp. Das deutsche Paar ist seit 1,5 Jahren auf Reisen und war bereits im Iran. Anna und Philipp nehmen aus den Gesprächen nützliche Reisetipps und -empfehlungen mit. Am gleichen Abend erhält Anna eine SMS von Adhi. „Der Brief ist angekommen“, liest Anna freudig vor.
Am nächsten Morgen rufen sie bei David, der noch im Bett liegt, an. Alle starten ihren Tag mit vielen Lachern und Freude. Danach fahren sie zum Kakhelebi Café, essen nochmal diese gigantische italian like Riesenpizza, trinken den hauseigenen Saft und bekommen ihr Carnet de Passage von Adhi, der den Brief schon bei der Post abgeholt hat, überreicht. Klasse. Jetzt kann es endlich losgehen. Anton wird von dem lieben und treuen Parkwächter herumgetragen bis Anna und Philipp gehen wollen. Sie verabschieden sich von Adhi, dem Parkwächter und dem Café Personal und fahren für ihre letzte Nacht zurück zum Lisi See.