Das Wetter ist mies, die Wolken hängen tief und es fallen feine Regentropfen auf ihr Auto. Wieder einmal geht es steil in U-förmigen Kurven bergauf durch den kleinen Kaukasus, von dem sie nichts sehen. Ihre Sicht beschränkt sich auf 30 Meter und so sehen sie gerade mal ein paar Meter der Straße, die ihnen entgegenkommenden und vor ihnen fahrenden Autos, die teilweise ohne Licht unterwegs sind. Erst auf 2500 Meter erhaschen sie ein paar Blicke über den Wald, dessen Bäume sich bereits buntfärben. Irgendwann geht es dann auch mal wieder runter. Als sie in Kapan sind, müssen sie sich zwischen zwei Wegen wählen. Nach kurzem abwägen entscheiden sie sich für den kürzeren und weniger schönen Weg. Sie fahren über Kajaran, wo sie halten, Brot einkaufen, kochen, essen und überraschenderweise mit armenischen älteren Damen in Kontakt kommen. Drei Winkversuche hat Philipp unternommen bis eine ihn mit einem Lächeln zurückgrüßte. Danach rufen sie Anna und Anton zu sich. Sie machen Platz für die Beiden auf der Bank und fragen jeden der vorbeikommt ob er oder sie Englisch oder Deutsch spricht. Keiner bejaht. Und so redet einfach jeder seine Muttersprache.

Sie verlassen Kajaran und fahren zur armenisch-iranische Grenze in Agarak. Schon die Ausreise gestaltet sich als schwierig. Philipp zeigt dem Zoll das Auto, während Anna und Anton ihre Pässe vorzeigen und einen Ausreisestempel bekommen. Der Fahrer, also Philipp, muss am nächsten Gebäude, an dem ein Schild „driver only“ hängt, seinen Pass vorzeigen. Dort wird das Auto nochmal etwas genauer unter die Lupe genommen. „Open this“, sagt der Inspekteur und zeig auf ein winziges Fach unterhalb des Radios hinter Antons Sitz. „I can’t“, sagt Philipp wiederholend während er an diesem bis dahin ihm unbekannten Fach herumdrückt. Die nächste Frage „Is it your car?“ bringt Anna zum Lachen. Weiter geht’s. Sie sollen die hinteren Türen aufmachen. Der Inspekteur schaut, klopft und vermutet eine Doppelseitige Wand in der Box, in der die Gasflaschen stehen. Absurd. „You know alcohol is forbidden in Iran“, sagt er sehr streng. Anna verneint mit Nachdruck, dass sie keine Drogen – auch kein Cocain – und keinen Alkohol mit sich führen. Am Ende grinst der Inspekteur selbst über seine absurden Äußerungen und lässt sie passieren. Die Einreise ist auch etwas kompliziert, geht aber schneller über die Runden als erwartet.

Schließlich sind sie im Iran. Anna trägt ab sofort Kopftuch, lange Hosen und langärmelige über den Po reichende Oberteile. Sie fahren 30 Kilometer über die im Vergleich zu Armenien sehr guten Straßen das Tal des Aras Flusses, welches die Länder Aserbaidschan und Iran trennt, kurvig entlang und erreichen so schnell wie schon lange nicht mehr ihr Ziel – den Abashi Wasserfall. Sie verbringen die Nacht auf dem Parkplatz und fallen geschafft aber glücklich über die guten Straßen und nett lächelnden Menschen ins Bett.