Direkt nachdem Frühstück fahren sie vor zum Grenzübergang. An der ersten Schranke wird ein Blick in die Pässe geworfen. Bevor sie weiterfahren, macht ein Typ die Seitentür ihres Busses auf, winkt seine Freunde zu sich und tritt mit seinen matschigen Schuhen auf die Stufen und ihren Teppich. Es geht alles ganz schnell. „No, no, no, no“ ruft Anna nach hinten. Was sollte das denn? Ohne zu kommunizieren wollten sie mitgenommen werden. Dabei ist der nächste Checkpoint nicht weit weg.

Es tummeln sich Haufen Leute am Grenzübergang und wieder mal weiß Philipp nicht wer wirklich hilft und Grenzbeamter ist oder wer sich für seinen Service Geld erhofft. Es ist ein Kraus. Anna sitzt mit Anton im Auto. Philipp erfährt, dass es erst 10 Uhr los geht. Also noch eine Stunde warten. Er holt sich Hilfe von einem Mann, der mit seiner Frau im Auto sitzt, und wartet. Das Paar spricht sehr gutes Englisch und gibt ihnen gute Tipps wie sie was machen sollen. Sie sprechen von der schlechten politischen und wirtschaftlichen Lage im Iran und erzählen von ihrem Leben. Als es schließlich losgeht, ist Anton bei Anna eingeschlafen. Sie dürfen zusammen in den Wartebereich, der sich zwischen den beiden Ländern befindet, fahren. Philipp läuft zu den verschiedenen Stationen, wo er eine Kopie des Carnet de Passage machen lässt, dann die Dieselsteuer in Euro – ihre letzten Rial haben sie einem Ladenbesitzer geschenkt – zahlt, danach das Carnet de Passage stempeln lässt, danach checkt der Zoll das Carnet de Passage sowie das Auto. Nach alle dem gehen sie gemeinsam zur Passkontrolle, drängeln sich klassisch iranisch vor und lassen sich Ausreisestempel verpassen. Sie sitzen wieder im Auto und warten. Ein junger Mann steht an der Fahrertür und redet mit Philipp. Es stehen viele Auto in diesem winzigen Bereich zwischen dem Iran und der Türkei. Mit dem neu erworbenen iranischen Fahrstil schiebt Philipp den Bus nach vorne und hubt wild als einer ganz dreist wird. Es ist ein Imam, den er gerade weg huben wollte. Der hat natürlich Vorrang. Auf der türkischen Seite geht der Zoll einmal durch den Bus, verschüttet die Salatschüssel mit dem Wasser – es hatte zwischendurch nochmal geregnet – aufs Bett. Tollpatsch. Während dessen steht Anna mit Anton auf dem Arm an der Passkontrolle. Antons Pass kann mal wieder nicht gescannt werden und der Grenzbeamte weiß nicht was zu tun ist. Er geht mit Anna in ein anderes Büro, fragt seinen Kollegen und geht mit ihr wieder zurück. Nun steht sie auf der anderen Seite und sieht Philipp, der durch die Scheibe winkt und seinen Pass hineinreicht. Gut die Einreisestempel haben sie. Jetzt muss nur noch das Auto registriert werden. Als das erledigt ist, wird noch mal ein Blick in die Pässe geworfen bis es schließlich nach drei Stunden Grenzaufenthalt heißt: „Welcome to Turkey!“.

Sie fahren auf einer wahnsinnig breiten und völlig überdimensionierten neuen Straße mit leuchtenden gelben und weißen Straßenmarkierungen, die aussehen als wären sie von gestern, in Richtung Özalp – ihre erste Anlaufstelle. Sie sehen Hirten mit großen Schafsherden, mit Gras bewachsene Hügel, kleine Dörfer und ebenes Land. In Özalp besorgen sie sich SIM-Karten bei Turkcell, gehen in der Moschee auf Toilette, essen Cigköfte in einem kleinen Eckladen wo sie sich mit einem Mädchen unterhalten und von dem sehr netten und grinsenden Ladenbesitzer und seinem Sohn bedient werden. Es gibt Ayran und Tee zum Essen. Anna spielt mit Anton, der an ihre Nase packt, mit seinen Fingerchen in die Nasenlöcher fährt und sie mit Windeseile an ihrer Nasenwand entlang schabt und hinauszieht. „Aua!“, schreit sie. Blut strömt sofort aus ihrer Nase. Sie brauch mehrere Servietten bis die Blutung gestoppt ist. Er ist eben ein echter kleiner Tiger mit Krallen.

Nach dieser Stärkung fahren sie weiter, werden noch öfter für einen kurzen Blick in den Bus und in die Pässe vom Militär angehalten und gelangen schließlich bis zum Vansee, wo sie an einem schönen aber heruntergekommenen Campingplatz schlafen.