Ihre Nacht war überraschend leise und sie haben wenig von der befahrenen Straße, die direkt am Park vorbeiführt, gehört. Wie schon die letzten Tage zu vor fahren sie früh los. Sie fahren auf die Autobahn und als sie durch eine unbemannte Mautstelle fahren, stellen sie fest, dass sie kein HGS – das türkische Mautsystem – haben. Sie fahren zu einer Raststätte und machen eine Pause. Nun müssen sie sich um dieses HGS Dingsbums kümmern ansonsten hängt ihnen die zweite Strafe dieser Art an der Backe. An dieser Raststätte gibt es kein HGS. An der nächsten auch nicht. Und an der übernächsten ebenfalls nicht. Wie umständlich. Sie fahren an der Ausfahrt Richtung Halfeti ab und halten an der nächsten Mautstelle. Philipp fragt ein paar junge Männer, die dort im Schatten sitzen. Nun weiß er, das Sonntag ist und die PTT Post das HGS System verkauft aber nicht heute. Sie fahren die nicht enden wollende Straße nach Halfeti, an genauso endlosen Baummonokulturen – welcher Baum, dass ist können sie nicht erkennen – entlang bis sie in einer kleinen Ortschaft am Euphrat Fluss ankommen. Sie parken am Ufer und beobachten eine Großfamilie beim Picknick. Als diese geht, parken sie ihren Bus dort an diese Stelle und sind arg verblüfft und erschrocken darüber wieviel Müll die Familie hinterlassen hat. In diesem Moment fällt ihnen auch der andere Müll auf, der im Wasser schwimmt, auf dem Grund liegt, in den Pflanzen hängt und die Hänge hinuntergeworfen wurde. Ein schreckliches Bild.
Es ist richtig heiß, alle schwitzen und kämpfen mit den nervigen und penetranten Fliegen. „Es sind noch 380 Kilometer bis nach Mersin“, sagt Anna. Das schaffen sie in zwei Tagen. Also buchen sie die Fähre nach Zypern für den 17. Oktober. Sie wollen am besten einen Abend vorher in Mersin ankommen um ihre Abreise entspannt gestalten zu können. Um den Bus nicht noch stärker aufzuheizen, gehen sie in Halfeti in einem der vielen schwimmenden Restaurants etwas essen. Wieder einmal ist es schwierig. Es gibt Fleisch, Fleisch und Fleisch. Sie bestellen Salat und Brot. Wenig später kommen sie mit den Gästen am Nachbartisch ins Gespräch. Die junge Frau spricht Deutsch. Sie wohnt eigentlich in Deutschland, ist aber für ihre Hochzeitsplanung mit ihrer Familie in die Türkei zur Oma, die noch in Halfeti lebt, gereist. „Hier ist einfach alles günstiger“, sagt sie und schwärmt von diesem Ort während sie den 8-monatigen alten Sohn ihrer Cousine auf dem Arm hat. Mit ihrer Hilfe schafft es Philipp Grillgemüse zu bestellen. Während sie essen, fahren schrill leuchtende Boote über den Fluss. Für die Heimfahrt drehen die Bootsfahrer die Musik nochmal ordentlich auf. Ihr Aufenthalt im Restaurant ist nicht besonders romantisch geschweige denn ruhig oder entspannt. Die Musik hämmert, die Lichter blenden, Anton ist aktiv und will überallhin nur nicht auf dem Schoß und bitte bloß nicht in den Hochsitz. Er lässt sich zwar reinsetzen, schiebt aber seine Beinchen geschickt aus den Gurten, stellt sich auf die Sitzfläche, steht auf und will runter. Das Essen sättigt sie dann doch. Sie verabschieden sich von der türkischen Großfamilie, gehen zum Bus, machen sich Bett fertig, hören noch ein wenig der Musik, die aus der Ortschaft durch das Flusstal schallt, zu und schlafen irgendwann behutsam ein.