Sie verlassen ihr gemütliches Hotel und fliegen nach Sucre – die weiße Hauptstadt Boliviens. Sie lassen das heißfeuchte Klima hinter sich und fliegen geradewegs in den Frühling, der in der auf 2850 Meter über den Meeresspiegel liegenden Stadt Sucre herrscht. Mit Sucre erwartet sie eine historisch bedeutende spanische Kolonialstadt, in der die Unabhängigkeit ausgerufen wurde und die mit verschwenderisch aufwendig gebauten und gut erhaltenen weißen Gebäuden und Plätzen jeden Menschen in den Bann zieht. Ein Kontrastprogram zu Santa Cruz, eine Stadt die eher als kulturarme und identitätslose Stadt belächelt wird – zumindest aus der Sicht der im Westen lebenden BolivianerInnen.

Ein kleines Flugzeug bringt sie in diese zauberhafte Stadt – allerdings einhundert Kilometer entfernt, was sie unerwartet trifft. Entspannt sammeln sie ihr Gepäck ein und informieren sich über eine Busverbindung nach Sucre. Die Dame spricht schnell und Anna versteht nur die Hälfte, wie so oft eigentlich, aber es reicht aus: sie finden den Bus. Als Anna in den Bus schaut kann sie keinen freien Sitzplatz entdecken aber der Mann versichert ihr, dass sie alle drei noch hineinpassen. Das Gepäck wird auf das Dach geschnallt. Als sie einsteigen werden wie aus dem nichts noch zwei Plätze frei: Einer ganz hinten auf der letzten Bank und der zweite wird vorne ausgeklappt. Sobald sie sitzen fährt der Bus los. Glück gehabt. Braune Hügel, tiefe Furchen und Schluchten durchziehen die Landschaft. Ein paar Schafherden, ein paar Rinder und Lehmhütten erscheinen hier und da. Schon eine ganz andere Welt als die grüne Umgebung von Santa Cruz.

Sie verbringen vier Tage in Sucre. Alles ist in Ordnung. Sie versüßen sich die Tage mit frisch gepressten Säften, mit Ausflügen zu beschäftigten Märkten in Tarabuco und Sucre, mit Restaurantbesuchen, Spaziergängen und regelmäßigen Aufenthalten auf dem Plaza de Capital, denn auch dort gibt es viele Tauben, die gejagt werden wollen.  

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Mit dem Anbruch des neuen Jahres wollen sie weiterreisen, und zwar nach Potosí – die Silberstadt – welche den Bau der prunkvolle Bauten Sucres in der Vergangenheit ermöglicht hatte. Sie fahren zum Busbahnhof und verstehen, dass sie am Tag der Abreise ihr Ticket kaufen sollen. Also kommen sie am nach zwei Tagen zurück. Doch alle Ticketschalter sind geschlossen. Es ist Feiertag – natürlich es ist Neujahrestag. Kopfhängend mit ihrem gesamten Gepäck laufen sie ratlos über den Platz bis jemand ihnen mitteilt, dass es einen Bus nach Potosí gibt. Er warte da vorne auf der Straße. Als Philipp endlich da ist, er hatte den Topf von Anton sauber gemacht, laufen sie schnell zum Bus, denn sie wissen nicht wann er abfährt. Am Ende war die Eile umsonst. Sie stehen solange bis jeder Sitzplatz belegt ist. Es vergehen Stunden bis sie endlich losfahren.

Der alte klapprige Bus mit den graugrünen abgewetzten Sitzen und den undichten Fenstern schafft es tatsächlich noch die steilen und kurvigen Straßen der östlichen Cordillera der Anden zu überwinden und schleppt sich hoch auf 4000 Meter über den Meeresspiegel in die Silberstadt.