Seit Monaten brennen Boliviens Wälder. Das Andenland für Abenteuerlustige mit einer unglaublichen landschaftlichen und biodiversen Vielfalt wird Stück für Stück vom Feuer geschluckt bis am Ende über 5 Millionen Hektar, ein Fläche größer als die Niederlande, zerstört sind. Als die Brände weniger werden, tritt der Präsident Evo Morales zurück und flüchtet ins Exil. Und genau zwischen diesen beiden Großereignissen buchen sie ihren Flug nach Bolivien. Sie haben sehr gute Freunde dort, die sie besuchen wollen. Es ist eine einmalige Gelegenheit sich dieses Land, über welches sie so wenig wissen, kennenzulernen. Anna träumt schon seit 2008 davon den Uyuni Salzsee zu sehen. Es wird also höchste Zeit sich mal in Richtung Bolivien zu bewegen. Außerdem zahlen sie solange Anton unter zwei Jahre alt ist nur den halben Flugpreis für ihn. Die Route durchs Land hatte Anna schon angefangen zu planen. Als jedoch heftige Proteste das Land erschüttern, Straßen blockiert werden und die Kriminalität steigt, bricht sie die Reiseplanung ab. Anna und Philipp müssen sich nun entscheiden: Sollen sie wirklich in ein Land reisen, wo die Situation gerade eskaliert?

Zwei Wochen vor Abflug berichten ihre Freunde, dass sich die Lage bessert und es ruhiger wird. Alle sind in Weihnachtsstimmung und wollen sich auf Karneval vorbereiten anstatt politisch aktiv sein, sagen sie salopp. Mal abgesehen, dass Anton eine heftige Erkältung aus der Tagespflege mit nach Hause gebracht hat, sind das eigentlich gute Neuigkeiten. Unsicher sind sie sich trotzdem noch. Nachdem ihre Freunde selbst ohne Straßenblockade durchs Land gereist sind und die Situation auch in anderen Orten gesehen haben, entscheiden sie sich für die Reise nach Bolivien – auch wenn das Auswärtige Amt immer noch von einer Reise nach Bolivien abrät.

Bevor sie am Weihnachtsabend Deutschland verlassen wollen, besuchen sie Annas Papa und in diesen wenigen Tagen wird Philipp krank und liegt mit Ohrenschmerzen flach. Der Stress auf der Arbeit rächt sich. Anton und Philipp husten nun um die Wette. Anna trifft sich am Abend vor dem Abflug noch mit Schulfreunden und kriecht erst mitten in der Nacht zu den beiden kranken Tigern ins Bett. Unter diesen Bedingungen – Anton und Philipp sind krank, Anna hat sich Nacht um die Ohren geschlagen – schleppen sie sich zum Münchener Flughafen und starten ihre dreiwöchige Reise in eines der höchst gelegenen Länder Südamerikas mit minimaler Ausstattung.

Für den Langstreckenflug über den Atlantischen Ozean von Madrid nach Santa Cruz haben sie ein Kinderbett gebucht. Am Schalter von Air Europa erfahren sie, dass das nicht bestätigt wurde: Im Flieger sei kein Platz. Das heißt sie müssen einen 11-stündigen Flug zu dritt auf zwei Sitzplätzen überstehen? Anna regt sich auf, da sie im Vorhinein extra mehrmals bei der Airline angerufen hatte, um das zu klären. Na gut, sie fliegen erst mal von München nach Madrid. Es ist ziemlich eng, das Licht viel zu blau und die Dauerbestrahlung durch hinunter hängende Bildschirme helfen wenig beim Einschlafen. Im zweiten Flug von Madrid nach Santa Cruz werden sie von einem sehr hilfsbereiten Flugpersonal unterstützt. Außerdem können sie einen Sitz mit jemanden tauschen. Nun sitzen Anna und Philipp neben einander und Anton bei Philipp auf dem Schoss auf etwas unkomfortablen XL-Sitzplätzen mit viel Beinfreiheit umgeben von zahlreichen Decken, die sie vom Flugpersonal erhalten hatten. Denn auch im Flugzeug bekommen sie kein Kinderbett da Anton schon zu schwer ist. Also legen sie die vielen Decken vor ihre Füße auf dem Boden übereinander, packen ihn in den Schlafsack und verfrachten ihn zusammen mit seiner Kuschelkatze Lua auf den Deckenhaufen. Anna legt sich daneben zum Kuscheln. Und genauso verbringen sie den Nachtflug: Sie wälzen sich viel, wechseln die Schlafpositionen, sind zwischendurch wach und schlafen wieder ein. Am Ende kommen sie immerhin mit einem gut gelaunten Anton, der quietschfidel seine Runden läuft, in den frühen Morgenstunden in Santa Cruz an.