Ihr wollt als Familie nach Bolivien reisen? Ihr braucht Tipps und am besten einen persönlichen Erfahrungsbericht für eine Reiseroute durch Bolivien? Ihr wollt viel sehen, euch aber nicht überfordern? Dann seid ihr hier genau richtig.

In diesem Beitrag stelle ich euch unsere Reiseroute durch Bolivien vor. Wir waren Ende 2019/Anfang 2020 für drei Wochen in Bolivien als Backpacker – also mit Rucksack, Bus und Flugzeug – unterwegs. Anton ist während der Reise zwei Jahr alt geworden, ich war im dritten Monat schwanger und kurz vor unserer Abreise ist Evo Morales ins Excil gegangen und es gab zahlreiche Unruhen im Land. Also beste Startbedingungen für ein Abenteuer in luftigen Höhen.
Hier erfahrt ihr ob unsere Reiseroute für uns als Familie funktioniert hat, welche Reiseziele auf der Route lagen, für welche Transportmittel wir uns entschieden haben, ob wir uns sicher gefühlt haben und was wir anders machen würden.
Inhaltsverzeichnis
Warum wir uns kein Auto gemietet haben?
Mit dem Bus günstig fahren und mehr sehen
Es ist ein erinnerungswürdiges Erlebnis und ein einmaliges Abenteuer Bolivien mit dem Bus zu bereisen. Die Fahrten sind oft rasant, besonders dann wenn es kurvig bergab geht, denn dann geben die Fahrer erst recht Gas und zeigen, dass auch ein alter klappriger Bus sich enorm in die Kurven legen lässt. Bergauf geht es meistens eher schleppend vorran, dafür kommen eventuell spektakuläre Überholmanöver zustande. Wenn dann noch die Straßen sehr schmal sind, der Hang unmittelbar neben der Straße steil hinab fällt, hat Mensch den Jackpot des Nervenkitzels gezogen (siehe Todesstraße Bolivien).
Wer mit dem Bus durch Bolivien fährt spart Geld – denn Bus fahren ist günstig -, sieht mehr vom Land, kann Llamas und Vicunas während der Fahrt entdecken und hat die Chance Bolivianer*Innen kennenzulernen.
Die Busfahrten sind allerdings oft lang und auch bei der Wahl der Buskompanie sollte Mensch ein Auge drauf haben. Manche Busse haben undichte Fenster, sind alt, schmutzig, laut, unbequem und unsicher. Andere sind neu, modern und sehr bequem. Und alle anderen erfüllen ein gewisses Maß an Sicherheit und lassen keinen Regen, der in der Regenzeit gerne mal heftig vom Himmel fällt, hinein. Es gibt also eine bunte Mischung und Mensch hat die Qual der Wahl. Wir haben gute Erfahrungen mit der Buskompanie Emperador und Trans Titicaca gemacht.
Wir haben uns nicht getraut Strecken zu fahren, die länger als fünf Stunden dauern, und auch Nachtfahrten mit Bus haben wir gemieden. Wir waren uns unsicher, ob uns die langen Busfahrten mit einem Kleinkind nicht zu sehr strapazieren und wir unsere geplante Reiseroute so eventuell nur mit Stress und starker Müdigkeit meistern würden. Daher haben wir nur kürzere Strecken unserer Reiseroute mit dem Bus zurückgelegt: Sucre – Potosí, Potosí – Uyuni. Auf diesen Busfahrten haben wir sympathische Menschen kennengelernt, haben Llama gesehen, konnten den stetigen Wandel der Landschaft beobachten und auch für ein paar Stunden schlafen. Anton saß bei Philipp auf dem Schoß und hatte Freude daran rauszugucken und ist bei dem Geschuckel und Gebrumme vom Bus ohne Probleme eingeschlafen.
Mit dem Flugzeug schnell von Ort zu Ort
Flüge sind wesentlich teurer als Busfahrten. Dafür ist Mensch mit einem Flugzeug schneller und komfortabler unterwegs. Und wer mit einem Kleinkind reist, bevorzugt eventuell genau diese Reiseeigenschaften. Der Nachteil am Fliegen ist, dass Mensch weniger vom Land sieht, das Kind eventuell an Ohrenschmerzen leidet weil es den Druck nicht ausgleichen kann, und die Reise zu teuer wird.
Wir sind von Santa Cruz nach Sucre (13-stündige Busfahrt vs. 40 Minuten Flugzeit), von Uyuni nach La Paz (10-stündige Busfahrt vs. 40 Flugzeit) und von La Paz nach Santa Cruz, was Teil unseres Rückfluges war, geflogen. Das hat uns zwar etwas Geld gekostet, uns aber auch Zeit verschafft.
Mit dem Auto unabhängig sein
Der Reiz am eigenen Auto ist es unabhängig in der Gestaltung der Abfahrts- und der Pausenzeiten sein zu können. Leider vergeht einem recht schnell die Lust am Auto fahren wenn Mensch sich die Fahrzeiten in der Navigation anschaut. Da befinden sich die Zahlen oftmals erst im zweistelligem Bereich wenn Mensch der Planung der Reiseroute in Bolivien beginnt.
Die Wege in Bolivien sind weit, nicht nur wegen der Kilometer sondern auch wegen der Höhenmeter, die zurück gelegt werden müssen. Insbesondere die sehenswerten Orte liegen oft weit von einander entfernt oder liegen auf der anderen Seite einer Bergkette. Wer sich ein Auto mietet, muss diese Kilometer selber fahren. Für uns war dieser Fakt ausschlaggebend. Wir konnten uns nicht vorstellen wie wir diese vielen Stunden hinterm Steuer mit Anton auf der Rücksitzbank überstehen hätten sollen.
Wir haben auf Taxis und Uber zurückgegriffen wenn wir uns innerhalb von Städten fortbewegt haben. Strecken zwischen Flughafen und Unterkunft oder Unterkunft und Busbahnhof haben wir uns unkompliziert kutschieren lassen. Anton saß auf dem Schoß, denn ob es Kindersitze gegeben hätte, wissen wir nicht. Danach haben wir gar nicht erst gefragt.
Wie haben wir uns während der Reise gefühlt?
Wir haben uns willkommen und sicher gefühlt. Wir haben keine Situation erlebt, in der wir uns bedroht, bedrängt oder unsicher gefühlt haben. Anton hat manchmal abwehrend reagiert oder sich versteckt weil er oft sehr lange angeschaut, angefasst oder direkt angesprochen wurde.
Da wir bereits auf anderen Reisen erfahren haben, dass der Umgang mit Kindern in anderen Ländern weniger distanziert und freudiger ist als in Deutschland, war es für uns nicht neu, dass wir angesprochen, angestarrt, angelächelt und kommentiert werden. In Georgien und im Iran haben sie Anton oft direkt vom Arm genommen ohne zu fragen, oder ihm ungefragt ins Gesicht gefasst, in die Backen gekniffen oder auch einfach weggetragen um ihn rumzuzeigen. So etwas ist uns in Bolivien nicht passiert.
Trotzdem hört Mensch von Überfällen und Diebstahl. Daher haben wir auf unseren Ausflügen ein paar Geldscheine in die Hosentaschen gesteckt – anstatt die ganze Geldbörse mitzunehmen – und die Kamera in einer unscheinbaren Stofftasche gepackt. Auf Busfahrten und Flugrreisen haben wir alle Wertsachen im Handgepäck verstaut.
Welche Ziele lagen auf unserer Reiseroute?
Mein Ziel war es den Salar de Uyuni zu sehen. Da ich bereits Erfahrung mit der Höhenkrankheit auf dem Kilimanjaro gemacht hatte, wusste ich was eventuell auf mich zu kommen könnte und wollte dies vermeiden. Daher war mein Anliegen mich langsam an die hohen Höhen, die majestätisch auf einen in Bolivien warten, anzupassen. Unsere Reiseroute ist daher auf eine stetige Akklimatisierung mit zunehmender Höhenlage der Reiseziele abgestimmt.
Ostbolivianisches Flachland
Unsere Reiseroute beginnt in Santa Cruz, wo wir drei Nächte in einer Unterkunft übernachten und uns an die Zeitumstellung anpassen. Wir machen kurze gemütliche Ausflüge, landen beim Arzt wegen Philipps Ohrenschmerzen, versuchen vergeblich ein vegetarisches Restaurant zu finden, welches fußläufig erreichbar ist, und überlegen hin und her ob wir nach Samaipata fahren.
Im Herzen Boliviens
Wir waren nicht in Samaipata, leider. Es wäre aber ein lohnenswertes Ziel, welches für Reisefamilien in einer anderen Konstellation und Lebenslage – beispielsweise ältere Kinder, nicht schwanger, keine durchzächten Nächte -, noch mit eingebaut werden könnte. Das nächste Ziel auf unserer Reiseroute ist Sucre, Boliviens heimliche Hauptstadt, in der vier Tage verbracht haben. Mit Spaziergängen, Café- und Restaurantbesuchen und Ausflüge auf Märkte haben wir uns den Aufenthalt versüßt und die Frühlingshaften Temperaturen und die noch mit ausreichend Sauerstoff gefüllte Luft geatmet.
Unterwegs auf dem Altiplano, zwischen zwei Andenketten
Unser Weg führt weiter nach oben, nach Potosí, wo wir drei Nächte bleiben. Wir hatten vier Tage eingeplant. Jedoch hat uns die Kälte und die Höhe in die Knie gezwungen. Daher sind wir spontan 400 Höhenmeter tiefer nach Uyuni gefahren, wo wir zwei Nächte bleiben. In Uyuni haben wir eine Tagestour auf dem Salar de Uyuni gemacht und das war der Hammer. Danach lag La Paz auf unserer Reiseroute. Hier blieben wir insgesamt sechs Nächte. Zwischendurch haben wir die Isla del Sol am Titicaca See, wo wir zwei Nächte waren, besucht. Das war zu kurz. Ein weitere Nacht am See hätte den Aufenthalt entzerrt. Unser Rückreise beginnt in La Paz und hatten wir zeitlich mit unserem Rückflug von Santa Cruz abgestimmt.
Was würden wir anders machen?
Ich empfehle euch, falls ihr zur Isla del Sol fahrt, mindestens drei Nächte dort zu bleiben, da die Anreise recht aufwändig ist. Wenn es euch nicht zur Isla del Sol verschlägt, empfehle ich stattdessen einen Ausflug von La Paz nach Rurrenabaque und Coroico.
Potosí ist besonders interessant wegen der Minen, die Mensch mit einer geführten Tour besuchen darf. Ich und Anton haben nicht daran teilgenommen, da dies mit Kindern nicht zu empfehlen ist. Für Philipp war das allerdings eines der Highlights und ein einmaliges Erlebnis auf der Reise. Ich persönlich würde Potosí als Familie überspringen und stattdessen andere Zwischenstopps einlegen.
Fuerte de Samaipata, eine Runinenstätte der Inkakultur, und den Amboro National Park mit seinen zahlreichen Wasserfällen und einzigartigen Ökosystemen, die hier aufeinander treffen, besuchen. Für diese Reiseziele, die westlich von Santa Cruz liegen, könntet ihr euch ein Auto mieten.
Santa Cruz war für mich persönlich wenig besonders aber die warmen Temperaturen und geringen Höhenmeter haben uns das Ankommen in Bolivien erleichtert. Und wer in Santa Cruz gewesen ist, hat eine andere Seite Bolivien kennengelernt, denn zwischen dem Osten und dem Westen des Landes liegen große Unterschiede.
Weitere Informationen zu Bolivien Reisetipps und Reiserouten findet ihr hier:
Sonne-Wolken Reiseblog
Along Dusty Roads Travel Blog