Am späten Nachmittag kommen wir in Monte Bello an. Ohne zu wissen, wo Robertos Haus steht – Google findet seine Adresse nicht – parken wir und laufen in die Ortschaft. Der Wind hat sich noch nicht gelegt. So werden wir auf den Hinweg angeschoben und auf dem Rückweg lehnen wir uns gegen den starken Wind, um irgendwie vorwärtszukommen.

Roberto findet uns – wir sind nicht zu übersehen in diesem kleinen Ort – und begrüßt uns, als wir gerade im Bus Essen zubereiten. Er beschreibt den Weg zu seinem Haus und wenig später sitzen wir in einem weiß-grauen Wohnbereich ohne Bilder. Es hallt, jede Bewegung und jeder Ton sind laut. Es ist warm und doch kalt. Ich fühle mich unwohl in dieser Atmosphäre und möchte eigentlich nur schlafen.

Wir bleiben das Wochenende. Anton spielt mit Leo und Detta, wir lernen Angela – Robertos Frau – kennen, trinken Kaffee, essen Pasta und Pasta, aber auch Risotto, gehen spazieren, essen Feige vom Baum, pflücken Tomaten und machen Ausflüge mit den Kindern. Wir erfahren viel über Italiens Politik, einiges über die Produktion von Windeln und Masken und etwas über frühere Traditionen, die mit Bedauern abgeschafft wurden.

Da unsere Pakete noch nicht angekommen sind, verbringen wir noch eine Woche in Fossacesia, einem Ort an der Küste. Wir entspannen von dem Trubel der letzten Tage und machen jeden Tag das gleiche ohne viel Tamtam. Kaffee trinken, Essen kochen, Fahrradtouren auf dem Parkplatz, Strand- und Spielplatzbesuche, Pizza essen, Windeln waschen. Unsere Gewohnheiten sind selbst für den Barkeeper offensichtlich, der unseren Kaffee fertig hat, bevor wir bestellen. Die Tage vergehen schnell, bis am vierten Tag plötzlich die Polizei vor unserem Bus hält. „You can not camp here“, sagt ein Mann. Philipp und ich bereden, was wir tun sollen. Wir bleiben noch eine weitere Nacht. Schließlich hatte der Mann nicht eindeutig gesagt, dass wir fahren müssen. Sein Satz ließ Interpretationsspielraum.

Am nächsten Tag, als wir das Mittagsessen kochen, hielt wieder ein Polizeiauto bei uns an. Diesmal waren sie zu dritt und die Stimmung von Beginn an aggressiv. Wie bellende Hunde droschen ihre Worte auf uns ein. Ich fühlte mich wie in einem Fegefeuer. Instinktiv verteidigte ich mich und machten eine etwas ironische Bemerkung. Eine Frau steigt aus, stemmt ihre Arme in die Hüfte und schreit uns durch ihren Mundnasenschutz entgegen, dass wir sofort fahren müssen. Einer der Männer wies sie daraufhin, den Corona-Sicherheitsabstand einzuhalten. Sie macht einen Schritt zurück und wiederholt ihre Aussage „You have to go. NOW!“ Mehrfach. Mit aufgeregter Stimme versichere ich ihr, dass wir fahren werden. Aber bitte, nachdem wir gegessen haben. Ein kurzes Kopfnicken folgt und weg sind sie. Der Sturm ist vorbei. Ich frage mich ob solche Begegnungen immer so aggressiv ablaufen müssen.

Wir fahren zurück zu Roberto und holen unsere Pakete ab. Das Ladegerät und die Schwimmflügel sind angekommen. Nur die Trenntoilette, die wir uns die letzten Wochen sehnlichst gewünscht hatten, hat es nicht geschafft. Sie hat Italien bereits wieder verlassen. Es ist ärgerlich.