Sanddünen und Lecce

Oktober, 2020

Wir haben Lust auf Sandstrand und diesen finden wir in der Nähe von Lecce an der Küste. Es hieß, dass hier ein Restaurant wäre, von diesem ist aber nichts mehr zu sehen. Ein Mann erzählt uns, dass es abgerissen wurde und deswegen viel Müll zu finden ist. Es stimmt, überall liegen Kabel, Schrauben und kleine Schuttreste rum, die Anton liebend gern aufsammelt. Ich erkläre ihm, dass das Müll ist, der in einen Mülleimer gehört. Er sagt mir, dass es eine Drohne oder ein Flugzeug ist: „Aber Mama, das ist doch ein Flugzeug“, höre ich in diesen Tagen sehr häufig. Und so fliegt das kleine Plastikteil oder das Kabel oder ein alter Bierdeckel in seinen kleinen Händen durch die Luft. Mit seinem Mund imitiert er die Fluggeräusche. Ich hocke da, lassen meinen Kopf hängen und weiß nicht, was ich sagen soll. Überrumpelt und hilflos fühle ich mich in solchen Situationen.

Lecce Italien

Nachdem Anton sich ausgesucht hat, was er mitnehmen will – es ist die kleine Schnecke Gary geworden – machen wir einen Spaziergang, um die Gegend zu erkunden. Dünen erheben sich vor dem Strand, ein breiter Sandstrand ebnet den Weg zum Meer. Am Strand gibt es ein Café, welches noch offen ist. Wir sind wohl die einzigen Kunden. An anderen Stellen sieht es so aus, als hätte da mal was gestanden. Ein Blick auf alte Satellitenbilder bestätigt das. Ich bestelle Kaffee bei der Frau, die mich mit einem sehr breiten und ehrlichen Lächeln begrüßt und meine Bestellung entgegennimmt. Komischerweise serviert sie den Kaffee in Pappbechern. Ich setze mich auf die Stufen, atme durch, trinke meinen Cappuccino, sehe Anton zu wie er tanzt und springt, höre das Meer. Es rauscht und rauscht. Anton quietscht und lacht herzerwärmend. Ich bin ganz bei mir und genieße alles und alle um mich herum. Mir gefällt es hier.

Lecce Italien

Ich wollte mir gerne Lecce anschauen. Philipp ist einverstanden und so unternehmen wir an einem Tag einen Stadtausflug. Wir parken auf einem bewachten Parkplatz und zahlen fünf Euro für sechs Stunden. Es war einfacher als in den Straßen etwas zu suchen. Philipp trägt Anton in der Kraxe. Ich nehme Merle auf den Arm und werde sie später, wenn sie einschläft, in die Trage nehmen. Gesattelt und gepackt stiefeln wir los. „Hast du die Masken?“, frage ich. „Nein“, antwortet Philipp und schnauft. Er geht noch mal zum Bus. Wir gehen in die Altstadt. Nun tragen doch auffällig viele Menschen eine Maske. Es gibt nur ganz wenige, die sie unterm Kinn tragen. Es scheint so, als ob die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit ab sofort gilt.

Lecce Italien

Wir gelangen auf einen großen Platz. Eine Frau spricht uns an und sagt, dass wir besser eine Maske aufsetzen sollen, da es hohe Strafen gibt. Wir setzen unsere Masken auf, aber tragen sie zunächst locker unter der Nase. Es sind sehr viele Menschen unterwegs. Und unter ihnen läuft eine Politesse ihre Runden und ermahnt jeden, der seine Maske falsch trägt. Sie gehört schließlich über den Mund und Nase. Mir vergeht die Lust. Jedes Mal, wenn ich mit Anton rede oder ihm zu höre, setze ich meine Maske ab. Ich empfinde das als unangenehm und verstörend, wenn ich vor ihm die Maske aufhabe. Zwischendurch hatte er mal gesagt „Wenn ich groß bin, trage ich auch eine Maske“. Meine Alarmglocken klingelten, als ich dies hörte.

Ich sehe all diese Menschen, die ihre Gesichter mit Masken und Sonnenbrillen verdecken. Keine Mimik ist mehr zu erkennen. Ich spüre den Drang wegzulaufen. Ich möchte das nicht sehen. Die Stadt Lecce zu besichtigen, erscheint mir nun als unwichtig und banal. Wir trinken einen Kaffee und essen Croissant. Als wir fertig sind, entscheiden wir unseren Stadtausflug abzubrechen und kehren zum Bus zurück.

Strand Lecce Italien

Im Bus diskutieren Philipp und ich, ob wir wirklich nach Sizilien fahren sollten. Unter den neuen Umständen haben wir beide Angst, eventuell auf Sizilien festzustecken, wenn noch strengere Maßnahmen und Lockdowns in Italien eingeführt werden. Philipp bleibt ruhig und sagt, dass wir die Situation weiterhin beobachten und später entscheiden können.

Vanlife

Am Sanddünenstrand sehen wir nur wenige Menschen. Es ist im Moment etwas anstrengend mit Merle und Anton. Merle ist im Sprung und das schon eine ganze Weile und bei Anton passiert anscheinend auch etwas. Er pullert ein und er kann nicht aufhören, obwohl wir ihn darum bitten und ihm den Grund für unsere Bitte erklären. Immerhin wirft er nicht mit Steinen auf mich, das war zwischendurch sehr beängstigend.

Es ist zwar richtig schön aber ohne Wasser können wir nicht länger bleiben. Da wir keine offenen Wasserbrunnen finden – wir haben alle in der Umgebung abgeklappert – müssen wir auf einen Campingplatz gehen. Am Tag der Abfahrt habe ich das Glück, einen unglaublich schönen Sonnenaufgang mitzuerleben. Ich bin hin und weg, während ich Fotos mache, tief einatme und in die Ferne blicke. Das war bisher mein spektakulärster Sonnenaufgang auf der Reise. Ich bin froh, dass ich es aus dem Bett geschafft habe. 

Strand Lecce Italien
Lecce

Tag 2

Schau dir Lecce an. Wir haben es nicht gemacht aber wir haben von vielen verschiedenen Menschen gehört, dass Lecce eine sehenswerte Stadt ist.

 

Sandduenenstrand bei Lecce

Tag 3

Wenn es dir hier gefällt, bleib doch noch einen weiteren Tag und entspann dich bevor du ins Auto steigst und weiterfährst.

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