In Gallipoli irren wir durch die Straßen, auf der Suche nach einem Bankautomaten. Durch Zufall sieht Philipp einen. Ich springe aus dem Bus und gehe zum Bankautomaten. Meine Karte geht nicht rein. Ich probiere hin und her. Ein Blick in den Schlitz verrät mir, dass ein roter Riegel das Einführen einer Karte blockiert. Ich laufe zum Bus, den Philipp am Ende der Straße geparkt hat. Wir rätseln, was wir als Nächstes tun. Vielleicht erst mal etwas essen?
Wir parken auf dem Parkplatz eines Supermarktes und laufen los. Ich frage ein paar Männer, wo der nächste Bankautomat ist. Sie sagen etwas, zeige in eine Richtung und wiederholen das Gesagte. Etwas unsicher, ob wir alles verstanden, laufen wir los und fragen auf dem Weg zum Bankautomat eine Frau, aber sie schaut uns mit ihrem maskierten Gesicht an, beschleunigt ihren Schritt und geht an uns vorbei. Hatte sie Angst? Es sah so aus. Ich frage wenig später einen Mann, der uns hilft. Leider deutet er auf den Bankautomaten, bei dem wir bereits waren.

Auf dem Rückweg sehe ich einen kleinen Obst- und Gemüseladen. Wir warten, warten und warten, bis der Verkäufer aus einem anderen Geschäft kommt. Wir können mit Kreditkarte bezahlen und kaufen dementsprechend bei ihm ein. Philipp schleppt den Rucksack und Anton und ich habe Merle und einen Beutel in der Hand. Die letzten Nahrungsmittel kaufen wir im Coop. Am Bus bereiten wir Brote und Salat vor. Ich bin hungrig und kann es kaum erwarten, meinen Magen mit Essen zu füllen.
Wir fahren weiter bis zum nächsten Campingplatz, der nur kurz hinter Gallipoli liegt. Die großen Tore sind abgeschlossen. Und nun? Wir schauen im Internet und finden nur Campingplätze, die bereits geschlossen sind. Es ist keine Saison und auch keine Nebensaison mehr. Die meisten Campingplätze machen Ferien. Philipp findet einen, der vor zwei Wochen noch aufhatte. „Wir brauchen zwei Stunden“, sagt er. Das ist weit. Uns bleibt nicht viel mehr übrig außer wir stehen wieder wild, aber Philipp möchte gerne auf einen Campingplatz gehen. So fahren wir ungewollt viel weiter.
Anton schläft recht spät während der Fahrt ein, Merle hatte bereits geschlafen. Wir fahren an Olivenbäumen und Orangenbäumen vorbei. Am Horizont erscheinen hohe qualmende Türme, Fabriken, Kraftwerke und Hafenkräne. Ich fühle mich wie auf einem anderen Planeten. Von grünen Olivenhainen nach Tarent, in die Stadt mit dem größten Stahlwerk Europas.
In Metapont, eine Ortschaft südlich von Tarent, fahren wir auf einem Campingplatz, der sich mit bunten Bungalows und Ferienhäusern im grauen Regenwetter präsentiert. Wollen wir wirklich hierbleiben? Die Plätze für die Wohnmobile sind am Ende des Platzes und sehr klein. Ich frage mich wie die großen Wohnmobile hier in der Saison rangieren können. Wir sind die Einzigen. Der Preis ist hoch, zu hoch dafür, dass keine Saison ist. Wir bleiben trotzdem, wenigstens für eine Nacht. Die Corona-Maßnahmen wurden in den letzten Tagen verschärft: Die Gastronomie muss 18 Uhr schließen.
Wir warten den Regen ab und machen einen Spaziergang. Es ist so leer. Die Häuser sind verlassen. Ruinen stehen mittendrin und Baugerüste wurden die letzten Jahre nicht angefasst. Wir sehen keinen Menschen, erst in dem kleinen Imbiss, in dem wir Kaffee trinken gehen, begegnen uns gut gelaunte Gestalten. Trotzdem, fühle ich mich wie in einer Geisterstadt.
Wir bleiben doch noch eine weitere Nacht. Unsere Wäsche ist noch nass, wir sind etwas träge und faul und es gibt eine kleine junge Katze, die sich sehr viel gefallen lässt. Sie ist wahnsinnig entspannt, zutraulich und gelassen. Anton nimmt sie auf den Arm, setzt sie ab, nimmt sie wieder auf den Arm, setzt sie wieder ab. Er begleitet seine Aktivität mit dem Satz „Sie soll doch hier lang gehen“. Ich erkläre ihm, dass die Katze ihren eigenen Willen hat und selbst entscheidet, was sie machen möchte. Gerade Katzen sind ja bekannt für ihre Eigenwilligkeit. Es ist schwer für ihn, dass zu verstehen.

Am Nachmittag reisen plötzlich nacheinander innerhalb kurzer Zeit andere Wohnmobile an. Ich bin verblüfft und räume dann doch mal unsere Klamotten, die wir überall auf den Hecken verteilt hatten, ein. Sie sind inzwischen auch trocken. Bei einem Spaziergang entdecken wir einen kleinen „Hafen“. Hier liegen Fischer- und Motorboote am Strand und werden jeden Tag von einem Traktor rein und raus gebracht. Auf dem Rückweg zum Campingplatz kommt uns die Polizei entgegen. Dass sie hier an dieser verlassenen Promenade lang fahren, wundert mich. „Pass auf, die sprechen uns gleich auf unsere fehlenden Masken an“, sage ich zu Philipp. Er lacht, denn er hält es für so absurd und unwahrscheinlich. Sie halten an. Wir hören „…masquerina…“. Wir nicken. Als sie weg sind, brechen wir beiden in ein heftiges und alberndes Lachen aus. Es gibt hier kaum eine Menschenseele. Aber das ist egal. Maske tragen ist gerade wichtig, auch wenn du allein am Strand stehst. So absurd wie wir die Situation erleben, beschließen wir ab und sofort unsere Masken bei uns zu tragen, immer griffbereit.
Am nächsten Tag bezahlen wir den Campingplatz, der uns tatsächlich auch Merle und Anton berechnet, und parken an dem kleinen Anlegeplatz. Ich finde es so viel schöner. Ich fühle mich freier. Der Strand ist lang, breit und weich unter den Füßen. Das Wasser ist klar und hat eine kräftige blaue Farbe. Jeden Morgen geht die Sonne über dem Meer auf und hüllt den Horizont in ein oranges Farbenspiel.
In der Nacht hält ein deutsches Auto neben uns. Kurz bevor wir ins Bett gehen, sieht Philipp einen kleinen Jungen draußen stehen. Vielleicht haben wir Glück. Am nächsten Morgen lernen wir Nima und Nicole kennen. Wir sind alle neugierig und reden drauf los. Die Stimmung und die Atmosphäre sind locker und aufgeschlossen. Bald darauf spielen Nima und Anton mit Autos, die immer wieder die Rampe zum Strand runterfahren. Nicole nimmt Merle und so können wir zu dritt im Meer baden gehen.
Anton und Nima spielen und spielen. Wir können beruhigt andere Dinge machen wie Windeln waschen, kochen oder auch beide für Merle da sein. Ich schau am Anfang noch häufig nach Anton und frage ihn, ob alles klar ist und sage ihm, dass wir am Bus sind und falls er uns brauch, soll er zum Bus kommen. Er kommt nicht. Nicht ein einziges Mal. Erst, als ich ihn zum Essen rufe. Ich merke, dass er allein zurechtkommt und sich auch wohl fühlt. Nima und er lernen sich besser kennen, sie lachen und feixen zusammen. Ich höre ihre Kinderstimmen durch die Luft klingen. Es wärmt mein Herz Anton so ausgelassen mit einem anderen Kind spielen zu sehen und gleichzeitig fühle ich ein Brennen in der Lunge. Ich weiß, dass nun ein Punkt kommt, an dem ich loslassen muss.

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